Overemployment in Deutschland. Warum immer mehr Fachkräfte mehrere Jobs kombinieren

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Steigende Lebenshaltungskosten, flexible Homeoffice-Modelle und das Bedürfnis nach mehr Sicherheit führen dazu, dass immer mehr Beschäftigte in Deutschland mehrere Arbeitsverhältnisse gleichzeitig eingehen. Doch während Overemployment Chancen für finanzielle Unabhängigkeit bietet, birgt es auch Risiken für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Inhaltsverzeichnis
In den letzten Jahren ist das Phänomen des Overemployment, also der gleichzeitigen Ausübung mehrerer Vollzeitstellen, auch auf dem deutschen Arbeitsmarkt sichtbarer geworden. Getrieben von steigenden Lebenshaltungskosten, einer höheren Akzeptanz von Homeoffice und dem Wunsch nach größerer finanzieller Sicherheit entscheiden sich immer mehr Beschäftigte dafür, mehrere Arbeitsverhältnisse parallel einzugehen.
Gründe für den Trend
Ein wesentlicher Treiber sind die gestiegenen Kosten für Wohnen und Lebensunterhalt. Laut Statistischem Bundesamt lagen die Verbraucherpreise 2023 in Deutschland im Durchschnitt um 5,9 Prozent höher als im Vorjahr. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer suchen deshalb zusätzliche Einkommensquellen.
Eine wichtige Rolle spielt auch die Flexibilität. Während der Pandemie hat sich Homeoffice in zahlreichen Branchen etabliert. Das ermöglicht es qualifizierten Fachkräften, ihre Zeit effizienter zu organisieren und mehrere Tätigkeiten parallel zu übernehmen.
Hinzu kommt das Bedürfnis nach Sicherheit. Die wirtschaftlichen Unsicherheiten der letzten Jahre haben dazu geführt, dass ein zweites oder drittes Arbeitsverhältnis für viele zu einer Art Versicherung gegen Jobverlust geworden ist.
Rechtlicher Rahmen
Das deutsche Arbeitsrecht erlaubt grundsätzlich die Aufnahme einer Nebentätigkeit. Allerdings müssen Arbeitnehmer ihren Hauptarbeitgeber informieren, und dieser darf eine zweite Tätigkeit untersagen, wenn sie zu Interessenkonflikten führt oder die Leistungsfähigkeit im Hauptjob beeinträchtigt. Besonders verbreitet sind Minijobs bis 520 Euro monatlich, die sozialversicherungsfrei sind und damit eine attraktive Form zusätzlicher Beschäftigung darstellen.
Chancen und Risiken
Overemployment bietet klare Vorteile. Beschäftigte können ihre Einkommensquellen diversifizieren, finanzielle Reserven aufbauen und zusätzliche Kompetenzen erwerben. Für viele bedeutet es auch ein Gefühl von Selbstbestimmung.
Die Risiken sind jedoch nicht zu unterschätzen. Mehrere Vollzeitjobs können zu Überlastung und Burn-out führen. Arbeitgeber sehen sich mit Fragen der Loyalität und Verfügbarkeit konfrontiert. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Qualität der Arbeit sinkt, wenn Angestellte ihre Energie aufteilen müssen.
Ausblick
Ob Overemployment zu einem festen Bestandteil des deutschen Arbeitsmarktes wird, bleibt offen. Angesichts des hohen Fachkräftemangels in vielen Branchen ist jedoch zu erwarten, dass Arbeitgeber dieses Phänomen zunehmend berücksichtigen müssen. Entscheidend wird sein, wie Unternehmen klare Regeln formulieren und wie Beschäftigte lernen, ihre Ressourcen verantwortungsvoll zu managen.
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Natalia Roszkowiak
Marketing Project Manager
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